Praxis-Tipps

„Schau an der schönen Gärten Zier”

Elemente für eine Andacht in einem Garten

Vorbemerkung

Andacht in einem Garten? Warum nicht! Ein Garten mit Bäumen, Blumen, Kräutern, Fruchten und Gemüse bietet ein wunderbares Bild der Schöpfung und Gottes selbst, des ersten „Gärtners“. Leicht lässt sich aus den entsprechenden Texten und Liedern eine Andacht den örtlichen Gegebenheiten anpassen. Schön ist es, wenn sich daran anschließend ein Beisammensein im Garten mit den passenden Speisen und Getränken gestalten lässt.

 

Lieder / Psalmen

  • Geh aus, mein Herz, und suche Freud (Liederbücher)
  • Die Felder alle reifen (Liederbücher; GL-Anhänge)
  • Du hast uns deine Welt geschenkt (Liederbücher; GL-Anhänge)
  • GL 463 (Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht)
  • GL 467 (Erfreue dich, Himmel)
  • Ps 65; GL 45
  • Ps 1; GL 31

 

Schriftlesung

Zur Zeit, als Gott, der Herr, Erde und Himmel machte, gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen; denn Gott, der Herr, hatte es auf die Erde noch nicht regnen lassen und es gab noch keinen Menschen, der den Ackerboden bestellte; aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Ackerbodens. Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte ... damit er ihn bebaue und hüte.     aus Gen 2

 

Aus der Lebensbeschreibung des heiligen Franziskus

Wie erheiterte doch seinen Geist die Blumenpracht, wenn er ihre reizende Gestalt sah und ihren lieblichen Duft einsog! Sofort lenkte er sein betrachtendes Auge auf die Schönheit jener Blume, die leuchtend zur Frühlingszeit aus der Wurzel Jesse hervorging und durch ihren Duft Tausende und aber Tausende von Toten belebte. Und wenn er eine große Anzahl von Blumen fand, predigte er ihnen und lud sie zum Lob des Herrn ein, gleich als ob sie vernunftbegabte Wesen waren. So erinnerte er auch Saatfelder und Weinberge, Steine und Wälder und die ganze liebliche Flur, die rieselnden Quellen und alles Grün der Gärten, Erde und Feuer, Luft und Wind in lauterster Reinheit an die Liebe Gottes und mahnte sie zu freudigem Gehorsam.

Wenn die Brüder Bäume fällten, verbot er ihnen, den Baum ganz unten abzuhauen, damit er noch Hoffnung habe, wieder zu sprossen. Auch wollte er nicht, dass der Gärtner die Raine umgräbt, damit auch Unkraut und Feldblumen ihren Platz fänden.  Thomas von Celano

 

Impuls

Das Diesseits, unsere Erde, und der Bereich des Himmlischen, das Jenseits, sind auf einander bezogen, sie stehen nicht beziehungslos nebeneinander. Das Himmlische spiegelt sich im Irdischen wider, die Erde trägt das Bild des Himmels in sich, sie ist dieses Bild. Das Erwachen der Natur im Frühling, die blühenden Gärten im Sommer und die Früchte im Herbst sind ein Bild der Erlösung.

Gärten waren und sind auch immer ein Ausdruck der   Schönheit: „verlockend“ war der Paradiesesgarten anzusehen, wie es die Bibel beschreibt. Dazu war er nützlich mit seinen köstlichen Früchten. Der Paradiesesgarten: eine Augenweide und Gaumenfreude. Jeder Garten hat etwas vom Paradies, die Schönheit und sein Nutzen verraten es.

Das Gefühl dieses Miteinander-Verwobenseins   aller Wesen hat besonders der heilige Franziskus gespürt. Eben weil alles aufeinander bezogen ist und auf die Schönheit Gottes verweist, gilt es, gegenüber der Schöpfung demütig und rücksichtsvoll zu sein. „An allen Werken des Herrn hatte er innige Freude; und alles Schöne, das sich dem Auge darbot, führte ihn zum lebenspendenden Born der Güte. Im schönen schaute er den Schönen“, sagt der heilige Bonaventura über Franziskus.

Und weil Gott Schönheit ist, ist der schöne Garten sein Bild nicht am Anfang, sondern auch am Ende: Auch in der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, wird ein paradiesisches Land gemalt, das vom Wasser des Lebens bewässert wird, sodass die Bäume zwölfmal im Jahr Frucht tragen. So spannt sich das Bild des Gartens von den ersten Kapiteln der Bibel bis zu den letzten.

Und an der für uns zentralen Stelle, wo es um Tod und Auferstehung Jesu geht, wird ebenfalls der Garten genannt; nicht nur der Garten am Ölberg: ,,An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei" (Joh l9,41f). Im Garten wird Jesus begraben, im Garten ersteht er von den Toten und bringt neues Leben hervor. Von Maria aus Magdala wird er zuerst für einen Gärtner gehalten ...

Ein Abbild der himmlischen Herrlichkeit stellten vor allem in der Ansicht der Mönche früher auch die Gärten dar, die Klostergärten. In ihrer Abgeschlossenheit, ihrer Schönheit und dem Nutzen für die Menschen verweisen sie auf den Paradiesesgarten, den Gott im Osten anlegte und auf seine Fürsorge durch den Menschen. Zugleich regen diese Gärten an, den eigenen „Seelengarten" zu bestellen, sich um Heil und Heiligung, Wiederherstellung des Ursprünglichen zu bemühen.

So ist das Bild des Gartens auch für das christliche Leben entscheidend: Mitbegraben werden und mitauferstehen, das geht nur, wenn man in Jesus verwurzelt ist, wie er es selbst sagt. Und nur wer in ihm so verwurzelt ist, dass er in einem neuen Leben lebt, der kann auch reiche Frucht bringen.

Der Garten – ein schönes Bild in doppelter Hinsicht: ein Bild,schön zu schauen und sich daran zu ergötzen, aber auch ein Bild für unser christliches Leben und unseren Glauben an Gott, den himmlischen Gärtner, den Schöpfer Himmels und der Erde.

entnommen aus: Monika Maßmann (Hg.) »Der Himmel geht über allen auf«. Gottesdienste im Freien, Gebetsgänge, Prozessionen, Andachten und Segnungen.

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