Nachruf auf em. Papst Benedikt XVI.
Neben den Engeln begleiten in diesen Tagen zahlreiche Nachrufe die Begräbnisfeierlichkeiten des früheren Kirchenoberhaupts. Mit Blick auf unsere Zeitschrift Liturgie KONKRET will ich mich einreihen – freilich in dankbarer Erinnerung an Begegnungen mit Benedikt XVI. während meiner eigenen römischen Studienzeiten, aber auch unter Rücksicht des Themas „Liturgie“.
Etwas, das bleibt
So manche NutzerInnen von LITURGIE KONKRET heben die Hefte oder CDs über Jahre hinweg auf und greifen auf Gedanken und Gottesdienstmodelle zurück. Für einige LeserInnen hat die Zeitschrift aber etwas von einer Tageszeitung: Sind die angebotenen Texte einmal für den jeweiligen liturgischen Tag verwendet worden, werden sie nicht mehr herangezogen; ein Monatsheft landet nach Ablauf im Altpapier.
Von bleibender „Haltbarkeit“ hingegen sind die (wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen) Texte Joseph Ratzingers/Papst Benedikts. Die in Regensburg herausgegebenen Gesammelten Schriften Joseph Ratzingers beginnen – auf seinen Wunsch hin – mit dem Band zur Liturgie. Dem Gottesdienst den ihm gebührenden Raum (im mehrfachen Sinn) zu geben, das mag uns und allen Nutzerinnen und Nutzern von Liturgie KONKRET in diesem Sinn ein beständiges Anliegen sein.
Aus einem Guss
Hinter LITURGIE KONKRET stehen rund 70 Autorinnen und Autoren. Diese große Zahl bildet sich in der Vielfalt der Beiträge ab, die einen eigenen Reichtum bedeutet, aber auch die Herausforderung beinhaltet, alles irgendwie „unter einen Hut“ zu bringen.
Wie bei kaum jemand sonst in der jüngeren Kirchengeschichte zeigt sich beim verstorbenen ehemaligen Papst ein Ansatz, der die Höhe, Tiefe und Fülle der Theologie im Allgemeinen und der Liturgie im Besonderen zusammenhält. In seiner Art zu denken und zu leben bilden sich Reichtum und Bescheidenheit in einem ab. Man mag zu liturgischen Einzelfragen und Entscheidungen (Stilfragen etc.) unterschiedliche Meinungen haben; festzuhalten bleibt: Bei Benedikt XVI. war dies alles in einem stimmigen Denken, Leben, Lehren und Feiern zusammengefügt. „Authentisch“ würde man es wohl heute nennen.
Heimatverbunden
LITURGIE KONKRET richtet sich nach dem Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet. Der Verlag Friedrich Pustet hat in der mit Papst Benedikt XVI. verbundenen bayerischen Stadt Regensburg seinen Sitz.
Auch nach vielen römischen Jahren – natürlich mit unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortungen – war der verstorbenen Papst em. Benedikt XVI. seiner Heimat Bayern treu geblieben. Der Besuch 2006, unter anderem in Altötting und Regensburg, ist dafür ein Zeugnis. Wie oft mag er in seinem priesterlichen Leben seine Heimat in der Heiligen Messe dem Herrn „ans Herz gelegt“ haben und auf Mariens Fürsprache vertrauend für die Zukunft der Kirche als catholica und damit auch der „deutschen“ Kirche gebetet haben? Diese Verbundenheit mag ihm der Herr selbst mit der Heimat, die im Himmel ist (vgl. Phil 3,20), lohnen.
Das Licht, das medial in den vergangenen Jahren auf die Amtsführung und Handlungen des nun am Silvestertag 2022 Verstorbenen fiel, glich eher einem „Suchscheinwerfer“ (mit kalter Lichtfarbe) als einem warmen Licht, das eine positive Grundatmosphäre verbreitet. Jeder Mensch hat seine Dunkelheiten und Fehler, dessen war sich Benedikt XVI. auch in Bezug auf seine Person bewusst. Tun wir das, was wir tun können: Empfehlen wir den Verstorbenen der Gnade und Barmherzigkeit des Herrn, beten wir für ihn und vertrauen wir dem von ihm geprägten Satz „Wer glaubt, ist nie allein.“ Der Auferstandene wird auch Joseph Ratzinger im Tod nicht allein lassen. Möge er ihm das ewige – freundlich-göttlich-liebende – Licht leuchten lassen.
Robert Paulus
Burgkirchen, Anfang Januar 2023
