Barmherzig ist er allen
Zur Eröffnung GL 421,1–2 (Mein Hirt ist Gott der Herr)
Kreuzzeichen und Einführung
Im Oktober gedenken wir neben vielen anderen Heiligen auch der heiligen Maria Faustina Kowalska. 1905 geboren, trat sie mit 20 Jahren der Kongregation der „Schwestern der Muttergottes von der Barmherzigkeit“ in Warschau bei. Sie hatte immer wieder Visionen des Gottessohnes, unter anderem auch mit seiner Weisung, dass sie Künderin der Barmherzigkeit Gottes sein solle.
Auf ihren Visionen basiert das Bild des barmherzigen Jesus wie auch der Barmherzigkeitssonntag, den Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 anlässlich der Heiligsprechung der Ordensfrau für den 2. Sonntag der Osterzeit in der ganzen Kirche festlegte. Sr. Maria Faustina, „die große Apos-telin der Barmherzigkeit“ starb am 5. Oktober 1938.
Wir wollen heute auf Jesus schauen, der sich der Menschen in ihren vielen Nöten voller Barmherzigkeit angenommen hat. Wir dürfen dabei auch alles vor ihm ausbreiten, was wir an Beschwernissen mit uns tragen, er will unsere Lasten auf sich nehmen. Wir blicken auch auf Maria, die unsere Anliegen bei ihrem Sohn vertritt.
Eröffnung GL 673,1.2
oder
mit Aussetzung des Allerheiligsten GL 674,1.2
Lied GL 414,1.3.5 (Herr, unser Herr)
1. Jesus, der Mitleid mit den Menschen hatte
Schrifttext Mt 9,35–36
Impuls
Erschöpfung, Resignation, Perspektivlosigkeit. All das gibt es auch in unserer Zeit, häufiger vielleicht noch als früher. Das Mitleid Jesu mit den Menschen, die er müde und erschöpft sah, ist keine spontane Reaktion, sie entspringt seiner Sorge und Liebe zu den Menschen. Gerade für sie ist er selbst Mensch geworden, zu einem Licht für alle, die im Dunkeln sitzen und im Schatten des Todes.
Gesätz Jesus, der Mitleid mit den Menschen hatte
Lied GL 524,1
2. Jesus, der den Aussätzigen berührte
Schrifttext Lk 5,12–15
Impuls
Aussatz war im Altertum eine weit verbreitete Krankheit, die alle, die davon befallen waren, zwang, sich fernab jeder menschlichen Gemeinschaft aufzuhalten. Sie auch nur zu berühren, war untersagt.
Menschen, die nicht dazugehören, die keine Aufnahme und Annahme finden, gibt es auch heute genug, wir müssen bei „Aussätzigen“ nicht nur an Kranke denken. Vielleicht kennen auch wir dieses Gefühl, nicht dazugehören zu dürfen.
Beten wir zu Jesus Christus, dem Arzt der Seele und des Leibes, dass er sich auf die Fürsprache seiner Mutter all derer annimmt, die bei Menschen keine Annahme finden, die nicht wahrgenommen werden –vielleicht auch, weil sie anders sind.
Gesätz Jesus, der die Aussätzigen berührte
Lied GL 524,2
3. Jesus, der den Mühseligen Ruhe verschaffen will
Schrifttext Mt 11,28–39
Impuls
Ruhe finden und zur Ruhe kommen ist vielen Menschen ein großes Bedürfnis. Unsere Zeit ist laut, anstrengend, fordernd. Hier eine Mitte zu haben, einen Ort, der aufatmen lässt, einen Menschen, der Zeit hat, tut so gut.
Jesus lädt uns immer wieder zu sich ein. Wie ein Hirt will er uns zum Ruheplatz führen, uns einen Tischdecken, uns bei sich wohnen lassen. Nehmen wir diese Einladung an, nehmen wir uns immer wieder Zeit für ihn, für uns, lassen wir uns von ihm beschenken. Wie es uns Maria rät: Was er euch sagt, das tut!
Gesätz Jesus, der den Mühseligen Ruhe verschaffen will
Lied GL 524,3
4. Jesus, der die Niedergebeugten aufgerichtet hat
Schrifttext Lk 13,10–13
Impuls
Es gibt Verkrümmungen nicht nur im orthopädischen Sinn. Viele Menschen fühlen sich beschwert und niedergedrückt. Sie schauen nach vorn, aber sie sehen nur noch den Boden und keinen Horizont mehr. Sie fühlen sich besetzt von einer Macht, die sie niederdrückt, ihnen den Mut nimmt, sie klein macht. Vielleicht geht es uns ähnlich, selbst wenn wir aufrecht erscheinen. Beten wir für alle niedergedrückten Menschen, dass sich Jesus ihrer auf die Fürsprache Mariens annehme.
Gesätz Jesus, der die Niedergebeugte aufgerichtet hat
Lied GL 524,4
5. Jesus, der die Sünderin nicht verurteilt hat
Schrifttext Joh 8,1–11
Impuls
Die Männer bringen eine Frau zu Jesus. Sie hat offenkundig Schuld auf sich geladen. Aber ohne Schuld ist keiner derjenigen, die jetzt vor ihm stehen. Auch uns geht es oft so. Vielleicht zeigen wir mit einem Finger auf andere, die gesündigt haben – aber zeigen nicht drei Finger auf uns zurück? Vielleicht sind wir aber auch diejenigen, die sich in Schuld verstrickt wissen und auf Lösung hoffen.
Jesus hat die Frau nicht verurteilt. Bitten wir ihn auf die Fürsprache seiner Mutter, dass er auch uns ein gnädiger Richter ist und unsere Sünden in den Staub schreibt.
Gesätz Jesus, der die Sünderin nicht verurteilt hat
Lied GL 524,5
Jesus hat sich der Menschen voll Mitleid angenommen. Er hat sich nicht gescheut, sie zu berühren. Er hat sie heil gemacht, ihnen ihre Schuld vergeben, er hat ihre Mühe und Last auf sich genommen, er hat die Hungernden gesättigt. Wir wollen auch für all das danken, wo wir selbst die Barmherzigkeit Gottes erfahren durften und dürfen.
Stilles Gebet
Abschluss GL 681,4–5 oder GL 682,2–5
Lied GL 534,1.4 (Maria, breit den Mantel aus)
Guido Fuchs