Arme habt ihr immer bei euch
Zur Eröffnung GL 470,1–2 (Wenn das Brot, das wir teilen)
Einführung
Arme habt ihr immer bei euch!“ Ein Wort Jesu, das bis heute nicht von seiner Gültigkeit verloren hat (Joh 12,8). Er selbst hatte sich besonders den Armen zugewandt, zu ihnen wusste er sich gesandt. Unzählige Menschen haben es ihm seither nachgetan und sich um diejenigen gesorgt, die am Rande stehen, oft mit dem Einsatz ihres ganzen Lebens. Wir wollen uns in dieser Andacht auf das Wort des Herrn besinnen und die Männer und Frauen im Gebet um ihre Hilfe zur Kraft der Liebe im Geist Jesu bitten, die selbst diese Liebe zu den Armen, die Caritas, in ihrem Leben groß gemacht haben.
Lobpreis
V Wir preisen unseren Herrn Jesus Christus und beten ihn an. Er ist gütig und von Herzen demütig.
V/A Adoramus te, Domine.
V Du hast unter uns gelebt, die Kranken geheilt, den Armen die Frohe Botschaft und den Gefangenen die Freiheit verkündet.
A Adoramus te, Domine.
V Du bist arm und demütig von Herzen, du rufst alle zu dir, die mühselig und beladen sind.
A Adoramus te, Domine.
V Du bist Verzeihung und Güte, du nimmst alles auf dich, was zu schwer auf unseren Schultern lastet.
A Adoramus te, Domine.
V Du bist in die Welt gekommen, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen und dein Leben hinzugeben.
A Adoramus te, Domine.
V Du bist gekommen, um die Ketten unserer Sklaverei zu sprengen, du Sehnsucht aller, die nach Gerechtigkeit hungern.
A Adoramus te, Domine.
V Durch deine Auferstehung von den Toten bist du der Lebende an unserer Seite, auf dem Weg zu deinem Vater und zu unserem Vater. (aus: Ökumenische Gottesdienste. Anlässe, Modelle und Hinweise für die Praxis)
1. Das Vorbild Jesu
Schriftlesung Joh 13,3–5.12–15
V Jesus Christus hat sich für uns klein gemacht und sich zu uns herabgebeugt. Er hat uns dadurch aufgerichtet und groß gemacht. So sollen auch wir aneinander handeln: Seid so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht, sagt der Apostel Paulus.
Wechselgebet Phil 2,6–11; GL 629,6 (sprechen) mit Kehrvers 305,4 (Dies ist mein Gebot)
Gebet
Herr Jesus Christus, du hast dich selbst arm gemacht um unsretwillen. Lass uns von dir lernen, dass wir reich werden, wenn wir wie du einander dienen und den Weg deiner Hingabe gehen. Sei gepriesen in Ewigkeit.
Lied GL 460 (Wer leben will wie Gott)
2. Das Vorbild der Heiligen
Schriftlesung Mt 25,31–40
V Zahllose Menschen haben sich ihren notleidenden Nächsten zugewandt und sind darin Christus selbst begegnet. Viele von ihnen verehren wir als große Heilige: Laurentius, Martin von Tours, Elisabeth von Thüringen, Vinzenz von Paul, Josef von Calasanz, Damian Deveuster, Teresa von Kalkutta, um nur einige zu nennen: Sie dienten Gott in ihren Nächsten, sie sind von Gott gesegnet, wie es Christus gesagt hat.
Wechselgebet Ps 112; GL 61,1.2 (wechselseitig sprechen oder singen)
Gebet
Herr Jesus Christus, wir danken dir für das Zeugnis so vieler Männer und Frauen, die gütig und zum Helfen bereit waren. Sie haben den Armen reichlich gegeben. Deshalb erstrahlt ihr Licht hell und hat ihr Heil Bestand in Ewigkeit.
Lied GL 458 / GL 459 (Selig seid ihr)
3. Unser Auftrag
Schriftlesung Lk 10,30–37
V Geh und handle genauso! Dieses Wort ist auch an uns gerichtet. So wie der Herr für die Menschen da war, sind auch alle, die an ihn glauben, zum Dienst an den Menschen gerufen. Und auch zum Gebet füreinander. Wer für andere bittet, ist mit ihnen verbunden, auch wenn er keine Lösung für das gerade anstehende Problem weiß. Mit den Heiligen der Caritas wollen wir die Nöte der Armen und Bedürftigen Jesus anvertrauen.
L Der heilige Laurentius hat sich besonders um die Armen seiner Gemeinde gekümmert und sie als den wahren Schatz der Kirche herausgestellt. Dafür musste er sein Leben lassen. Mit ihm bitten wir:
- Um Wertschätzung auch derjenigen Menschen, die am Rand stehen und keinen Einfluss haben.
- Um Diakone, die sich in unseren Gemeinden den Menschen in ihren Sorgen und Nöten besonders annehmen.
- Um Kraft und Liebe in ihrem Dienst für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Caritas.
- Um ein Herz, das dich liebt in den Armen und Notleidenden.
Herr Jesus, der du zum Diener aller geworden bist:
A Wir bitten dich, erhöre uns.
L Der heilige Martin hat dem frierenden Bettler sofort geholfen, als er ihn in seiner Not sah. Als Bischof hat er die Botschaft von Gottes herzlicher Liebe gepredigt und durch seine Zuwendung zu den Armen glaubhaft bezeugt. Mit ihm bitten wir:
- Für alle obdachlosen Männer und Frauen; für alle Jugendlichen und Kinder, die betteln gehen müssen.
- Für die Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind und ihre Perspektive verloren haben.
- Für die Menschen, die wegen ihrer Andersartigkeit ausgegrenzt werden und keine Annahme finden.
- Für alle, denen man herzlos begegnet – und um ein Herz, das in ihnen Christus erkennt.
Herr Jesus, der du dein Leben mit uns geteilt hast:
A Wir bitten dich, erhöre uns.
L Die heilige Elisabeth hat ihr fürstliches Leben aufgegeben und sich ganz den Armen und Kranken gewidmet. Mit 24 Jahren starb sie, völlig erschöpft. Gott hat sie mit Liebe reich beschenkt. Auf ihre Fürsprache bitten wir:
- Dass unsere Gemeinde zu einer Gemeinde der Liebe werde.
- Dass wir die Kranken in unserer Gemeinde nicht vergessen und uns sie kümmern.
- Dass wir uns durch die Widerstände, die sich uns entgegenstellen, nicht entmutigen lassen.
- Dass es uns gelingt, im Armen Christus zu erkennen und zu lieben.
Herr Jesus, der du dich der Leidenden angenommen hast:
A Wir bitten dich, erhöre uns.
L Der heilige Jean Baptiste de la Salle gab seine Domherrnstelle in Reims auf, verteilte sein Erbe unter den Armen, gründete eine Schule für bedürftige Kinder und widmete sich ganz dem Gedanken, ihnen eine Schulversorgung zu gewährleisten. Mit ihm bitten wir:
- Für die Straßenkinder in vielen Ländern der Dritten Welt: dass sich Erwachsene ihrer in einer guten Weise annehmen.
- Für alle Kinder und Jugendliche, die aus armen Verhältnissen stammen, dass sie bessere Chancen erhalten.
- Für alle Männer und Frauen, die sich als Lehrer, Sozialpädagogen oder Streetworker für Jugendlichen engagieren, die von anderen als schwierig eingestuft werden.
- Für uns selbst, dass wir die Not der Kinder nicht übersehen und in ihnen, den Kleinen und Geringen, Christus selbst sehen, der sich für uns klein gemacht hat.
Herr Jesus, der du die Kinder gesegnet hast:
A Wir bitten dich, erhöre uns.
V Mutter Teresa von Kalkutta hat die Menschen angenommen, denen wir lieber aus dem Wege gehen. Im Blick auf ihr Wirken und in ihrem Geist bitten wir:
- Für alle Menschen, die in Pflegeheimen, Palliativstationen und Hospizen leben – und für alle, die sich ihrer in Liebe annehmen
- Für alle Menschen, um die sich niemand sorgt; die damit leben müssen, dass sie unerwünscht sind – und für alle, die auf sie zugehen.
- Für alle Einrichtungen und Gemeinschaften, die in sozialen Brennpunkten arbeiten – und für alle, die sie unterstützen.
- Für alle Christen, die den Ruf zum persönlichen Einsatz für die Armen verspüren – und für uns selbst, dass wir Jesus in den Armen entdecken und ihm in ihnen nahe sind.
Herr Jesus, der du die Armen selig gepriesen hast:
A Wir bitten dich, erhöre uns.
Lied GL 440 (Hilf, Herr meines Lebens)
4. Wo die Liebe ist, da ist Gott
„Arme habt ihr immer bei euch“, sagt der Herr. Sie sind unsere Nächsten, die unsere Hilfe brauchen. Wer ihnen hilft und ihnen dient, begegnet dem Herrn selbst, wie es dem heiligen Martin erging, als er seinen Mantel mit dem Bettler geteilt hat. Wo können wir Christus begegnen? Er und Gottes Liebe werden überall dort sichtbar, wo wir uns unseren ärmsten Nächsten zuwenden, wie es Mutter Teresa von Kalkutta in einem Gebet ausgedrückt hat.
Gesang Ubi caritas (Taizé)
Gebet
Herr, unser Gott, du liebst die Menschen und bist ihnen nahe. Besonders den Armen, Unwissenden und Schwachen bist du zugetan: Du hebst sie aus dem Staub und erbarmst dich ihrer Niedrigkeit. Jesus, dein Sohn, ist den Armen gleich geworden, viele Männer und Frauen haben es ihm gleich getan. Dafür danken wir dir und bitten dich, dass auch unsere Liebe zu den Armen wachse, damit wir in ihnen deiner menschgewordenen Liebe begegnen, Jesus Christus, unserem Bruder und unserem Herrn.
Sendung und Segen
Du sendest uns als deine Botschaft, Herr, die alle Menschen lesen und verstehen sollen. Sind wir doch ein Brief, den du geschrieben hast, nicht mit Tinte, sondern mit deinem Geist – nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf menschlich fühlende Herzen. Deine Botschaft ist die Liebe; sie sollen wir weitergeben, mit Hand und Mund. Aus eigener Kraft vermögen wir nur wenig; was wir können, können wir, weil du uns mit Gaben und Fähigkeiten beschenkt.
So segne uns und mache uns zu deinem Bild der Liebe
du liebender und barmherziger Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Lied GL 446 (Lass uns in deinem Namen, Herr)
(Hanns Sauter / Guido Fuchs, nach: Das große Liturgie-Buch der Andachten und Meditationsgottesdienste, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2011)