Aus der Redaktion

Nicht nur gute Witterung – eine neue Sicht des Wettersegens

Das deutsche Messbuch mit seinen zwei Wettersegen-Formularen dürfte dazu beigetragen haben, dass der Wettersegen in der Liturgie erhalten blieb, nachdem er im liturgischen Umbruch als nicht mehr in unsere Zeit passend zu verschwinden drohte.

Tatsächlich ist sein Sinn nicht ohne weiteres verständlich, erst recht nicht, wenn man in ihm – wie dies Jahrhunderte lang geschehen ist – eine Beschwörung des Wetters sieht. Zudem stammt der Segen aus einer Epoche, in welcher Agrarprodukte den grössten Teil der Wirtschaft ausmachten. Heute braucht der Wettersegen eine neue Sinndeutung, die auf die heutigen Verhältnisse eingeht.

Der Wettersegen kann uns Menschen bewusst machen, dass wir und die ganze Schöpfung von Gott getragen sind. Alles, was uns begegnet, ist ein Anruf Gottes an uns. Der Wettersegen ist ein Segenswunsch und als solcher eine Form des Bittgebetes. Im Bittgebet gesteht der Mensch, dass er hilfsbedürftig und auf Gottes Güte angewiesen ist. Er sieht Gott als den liebenden und sorgenden Vater (vgl. Mt 6,25–34), der bereit ist zu helfen. Natürlich meint der Wettersegen zuerst das Wetter. Vor allem der Landwirt ist auch heute noch auf gute Witterung angewiesen. Der Wettersegen beschränkt sich aber nicht auf die Bitte um gutes Wetter und eine reiche Ernte; er schließt jedes menschliche Tun ein. So sagt ein Gebet audrücklich: „Segne das Werk unserer Hände und unseres Geistes. unsere Arbeit auf Feld und Flur, in Familie und Beruf.“ (Benediktionale, S. 60) Diesen Segen brauchen wir alle. Deshalb ist es sinnvoll, den Wettersegen nicht nur in ländlichen Gegenden zu beten. Auch die Menschen in der Stadt sind auf Gottes Hilfe angewiesen. Ihr Tun und Schaffen ist Grundlage für ihr tägliches Brot. Aber selbst wenn dieser Segen nur als Bitte um eine gute Witterung aufgefasst würde, hätte er auch in städtischen Gebieten seine Berechtigung: er ist dann Fürbittgebet für jene, die auf gedeihliches Wetter für eine gute Ernte angewiesen sind.

Zur Gestaltung

Der Wettersegen wird gebetet vom Fest des hl. Markus bis zum Fest Kreuzerhöhung (25. April – 14. September) oder – wie es in einigen deutschen Direktorien heißt – bis zur Einbringung der Ernte. Der Segen kann geschehen in Form eines feierlichen Schlusssegens oder eines Segensgebetes über das Volk (MB 566–568) oder nach einem der drei Formen des Benediktionale (59–63). Man sollte sich jedoch nicht darauf beschränken, nur im sonntäglichen Hauptgottesdienst den Segen zu spenden, denn auch die anderen Messfeiern sind Gemeindegottesdienste, die sich dieses Anliegen zu eigen machen sollen.

Es ist allerdings nicht zu empfehlen, in der „Wettersegen-Zeit“ in jeder Messe den gewöhnlichen Schlusssegen durch den Wettersegen zu ersetzen; man beschränke sich an den einzelnen Sonntagen abwechselnd auf je eine der Messfeiern. In den anderen Gottesdiensten könnte das Anliegen um gute Witterung und um Segen für die Arbeit in die Fürbitten der Messfeier eingebaut werden; in besonderen Notzeiten (z. B. andauernde Dürre oder Regenfälle) wären eigene Andachten oder Wortgottesdienste denkbar, die mit Hilfe des Benediktionale gestaltet werden können.

Pastoral ist darauf zu achten, etwa im Pfarrbrief oder in der Homilie die neue, erweiterte Sicht des Wettersegens der Gemeinde nahe zu bringen.

Georg Langgärtner

Aus: Zeitgemäß. Dem Kirchenjahr Klang und Farbe geben, hg. von Guido Fuchs, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

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